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Mund- und Nasenmasken aus Stoff selbst nähen - Anleitungen, Fragen, Tipps und Tricks

TanjaTanja - 3 Apr, 2020

Mund- und Nasenmasken aus Stoff selbst nähen - Anleitungen, Fragen, Tipps und Tricks

In der aktuellen Coronakrise kursiert das Thema selbstgenähte Nasen- und Mundmasken aus Stoff in den Medien. Besonders aktuell ist das Thema, seit in Österreich Maskenpflicht herrscht und auch bei uns daüber diskutiert wird.

Viele wollen für sich und Ihre Lieben nun auch Gesichtsmasken nähen. 

Es erreichen uns täglich viele Anfragen zu selbstgenähten Masken, daher wollen wir euch eine kleine Zusammenfassung mit aktuellen Fragen, Tipps und Tricks sowie link zu kostenlosen Nähanleitungen geben.

 

Machen selbstgenähte Mund- und Nasenmasken überhaupt Sinn?

Das Robert Koch Institut empfiehlt mittlerweile das "vorsorgliche Tragen" eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit, auch wenn Sie den Träger nicht selbst vor einer Ansteckung schützen.

Dennoch mindern auch einfache, selbstgenähte Masken das Risiko, eine andere Person durch Husten, Niesen oder Sprechen anszustecken.

Wichtig ist natürlich, trotzdem Abstand zu halten und die empfohlenen Hygieneregeln wie regelmäßiges, gründliches Händewaschen sowie Niesetikette einzuhalten. 

Auch Virologe Christian Drosten meint, dass wenigstens die gröbsten Tröpfchen durch Husten oder Sprechen im Stoff hängenbleiben und so andere Personen schützen.

Wir finden: Auch wenn es nicht die perfekte Lösung - also 100%iger Schutz ist, sind die Masken sinnvoll und nicht zuletzt ein Gebot der Höflichkeit anderen gegenüber!

 

Welche Stoffe eigenen sich für Gesichtsmasken?

Am besten sind natürlich Stoffe, die sich heiß waschen (mindestens 60°C), am besten kochen lassen, z.B. Leinen, Ramie oder Baumwolle.

Da die Stoffe mindestens zweilagig vernäht werden, sollten die Stoffe auch nicht allzu dick sein.

Es eignet sich zum Beispiel auch ein altes Bettlaken aus Baumwolle, aber vielleicht willst du auch etwas mit hübschem Motiv (am besten eigenen sich kleine Muster)?

Am beliebtesten sind  unsere günstigen, leichten Baumwollstoffe mit einem Gewicht von ca. 120gr/qm, die sich bei 95°C problemlos waschen lassen. Ein kleiner Einsprung ist natürlich - wie bei allen Naturfaserstoffen zu erwarten, daher die Stoffe vor Verarbeitung bitte einmal im Kochwäscheprogramm waschen!

Hier findet ihr unsere Baumwollstoffehttps://www.meine-stoffe.de/stoffe/baumwollstoffe

In Kürze erhalten wir eine Stoffneuheit, die von der schwäbischen Firma Albstoffe speziell für die Anfertigung von Mund- und Nasenmasken neu entwickelt wurde:

Albstoffe Shiedls Jersey besteht aus 93% Trevira-Bioactive und 7% Elasthan und ist auch bei 95°C waschbar.

Diese Spezialstoffe enthalten fest eingearbeitete Silberionen, die antimikrobell wirken und somit das Wachstum von Bakterien (allerdings nicht Viren!) hemmen.

Nachteil: Der im Vergleich zu Baumwollstoffen (ab 6,95 EUR/lfm) wesentlich höhere Preis, andererseits bekommt man hier eine wesentlich bessere Filterleistung geboten.

Die Albstoffe Shields-Stoffe gibt es in uni weiß sowie wunderschönen Dessins von Hamburger Liebe und sind in Kürze bei meine-stoffe.de erhältlich.

Update 6.04.20: Leider verzögert sich die Auslieferung aufgrund der großen Nachfrage, so dass wir diese Stoffe erst in ca. 3-4 Wochen anbieten können.

 

Wieviel Stoff braucht man für eine Mund- und Nasenmaske?

Natürlich kommt das auf das Modell an, aber wir können euch eine grobe Schätzung geben:

Bei 140cm breiten Stoffen bekommt ihr aus einem halben Meter ca. 5 Masken raus, pro lfm ergeben sich also ca. 10 Masken.

 

Wo finde ich kostenlose Schnittmuster für Mund- und Nasenmasken?

Es gibt wirklich viele verschiedene Modelle und Anleitungen im Netz. Falls ihr hier noch Tipps für uns habt, freuen wir uns über eure Nachricht!

Sehr begeistert sind wir von @naehtalente (facebook) bzw.naehtalente.de, denn hier findet ihr gleich mehrere Modelle und das in verschiedenen Sprachen!

Neben Deutsch, stehen die Anleitung auch in Englisch, Italienisch, Spanisch und Türkisch kostenlos zur Verfügung!

Super ist auch, dass die Anleitungen ständig verbessert und erweitert werden. So gibt es zum Beispiel auch Schnittmuster für verschiedene Kindergrößen.

Auch sehr empfehlenswert sind die Videoanleitungen mit leicht verständlicher Schritt-für-Schritt-Anleitung und Schnittmuster von Nähfrosch: https://naehfrosch.de/mundschutz-selber-naehen/

Zur Auswahl stehen hier die Nasen- und Mundmasken-Modelle "Halbrund" und "Eckig mit Faltung".

 

Gummiband, Schrägband, Ohrschlaufen und Co.: Welche Befestigung ist am besten?

Tja, diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hier scheiden sich die Geister. Es kommt halt  einfach auf das subjektive Empfinden ab.

Einige Erfahrungswerte konnten wir aber bereits für euch sammeln:

  • Bindebänder (meist aus Schrägband) haben den Vorteil, dass sie sich individuell anpassen lassen, allerdings schafft es nicht jeder (vor allem ältere Menschen haben hier Probleme, aber auch Kinder), die Schleifen am Kopf zu binden.
  • Ohrschlaufen aus Gummibändern empfinden viele als störend, da die Bänder nach einiger Zeit drücken und außerdem die Ohren "verbiegen" (Segelohr-Optik). Rundgummis scheinen weniger zu drücken, allerdings lassen sie sich schwieriger festnähen. Ein Nachteil von Gummibändern ist auch, dass diese mit der Zeit in der Kochwäsche (oder auch vom Tragen) ausleiern. Wer einen seitlichen Tunnel näht und das Gummiband durchzieht, statt festzunähen kann den Gumm leicht austauschen. Bei Ohrschlaufen ist auch das Problem, dass die Schlaufen individuell angepasst werden müssten, damit sie perfekt sitzen. Für Selbernäher sicher kein Problem, wer aber für andere näht, muss schätzen...
  • Gummibänder um den Kopf sind der Feind jeder sorgsam geföhnten Frisur und besonders bei dem Damen weniger beliebt. Aber es geht ja nicht um Schönheit, wichtig ist, dass die Masken gut sitzen! Hier ist wichtig, dass der obere Gummi etwas länger sein sollte. Da jeder Kopf unterschiedlich groß ist, sollte auch hier am besten nachgemesssen werden. Für die Bänder um den Hinterkopf werden breitere (am besten extrasofte) Gummibänder bevorzugt, da sich diese bequemer tragen lassen

Gesichtsmasken mit oder ohne Metalldraht zum Andrücken an den Nasenflügel?

Mit einem Metalleinsatz, der am Nasenrücken angedrückt wird, hält jede Maske definitiv besser und schließt besser am Gesicht ab.

Das Problem ist aber, das viele einfach kein brauchbares Material zur Verfügung haben und außerdem könnte ein Metalleinsatz nach dem Waschen rosten und evtl. die Maske beschädigen. Daher am besten eine kleine Öffnung lassen, damit du den Draht vor dem Waschen rausnehmen kannst.

Es gibt aber auch tolle Schnitte (z.B. Amtemschutzmaske 2.0 von naehtalente.de), die auch ohne Metalleinsatz prima halten und nach am Gesicht abschließen.

Wer dennoch gerne mit Metalleinlage nähen möchte, steht vor der Frage:

 

Was kann ich als Metallbügel verwenden?

Perfekt sind natürlich spezielle Nasenbügel, also schmale, biegsame Metallstreifen mit abgerundeten Ecken und Beschichtung, die du selbstverständlich auch in unserem shop findest.

Not macht erfinderisch und so haben wir schon viele tolle "Bastler-Tipps" sammeln können. Auf Platz 1, da weich und angenehm zu tragen und sehr flexibel: Pfeifenreiniger!

Büroklammerdraht ist meist scharfkantig und daher nicht besonders geeignet. Der Drahtverschluss, der in Gefrierpackungen enthalten ist, ist leider zu schwach und hält nicht richtig.

 

Was eignet sich als Einlage für Stoffmasken?

Viele der Maskenschnitte enthalten ein Fach für austauschbare Einlagen, die zusätzlichen Schutz bieten und die Feuchtigkeit aufsaugen sollen.

Perfekt sind Einlagen aus Vlieseline, die heiß waschbar sind. Ideal ist z.B. die 90°C waschbare Vlieseline M12 von Freudenberg. Diese und weitere Vlieseinlagen findest du hier:

https://www.schoener-leben-shop.de/alle-stoffe/vliseline-und-buegeleinlagen

Neben den "Bastel-Klassikern" Taschentuch, Küchenkrepp, Kaffeefilter und dünnen Slipeinlagen (Vorteil: verrutschen dank der Klebefolie nicht) lautet unser Geheimtipp: Schneidet euch Einlagen aus Staubsaugerbeuteln für Allergiker!

 

Muss ich Angst vor Abmahnung haben, wenn ich selbstgenähte Mund- und Nasenmasken anbiete?

Nein, wenn du dich an ein paar einfache Regeln hälst! Wichtig ist vor allem, dass du deutlich machst, dass es sich um kein Medizinprodukt handelt und Begriffe wie Coronaschutz, Schutzmaske oder ähnliches vermeidest.

Die Kanzlei Rieck und Partner aus Lübck schreibt auf ihrer Website, dass die Bezeichnung Mund- und Nasenmaske, Mundabdeckung oder Behelfsmaske unproblematisch ist.

Eine tolle Initiative hat hat Jun Rechtsanwälte- Kanzlei für IT- und Wirtschaftsrecht gestartet: Momentan gibt es eine offene und kostenlose Beratungsstunde via Facebook: @kanzleijun

Das Ministerium schreibt in einer Pressemitteilung, dass die Begriffe Behelfsmaske, Stoffmaske oder Mundabdeckung unproblematisch sind.

Sehr schön schreibt Silvia Röckelein aus Baunach diesen Text zu ihren Masken und legt auch jeder Auslieferung diese Notiz bei (gesehen bei Facebook ):

"Diese Mund-Nasen-Maske wird komplett selbst angefertigt, ist weder geprüft noch zertifiziert. Die Benutzung ist eigenverantwortlich. Diese Mund-Nasen-Maske dient lediglich als sinnvolle Alternative, wenn kein Einmal-MNS zur Verfügung steht und dient der Reduzierung bei der Verbreitung von Tröpfchen. Die Maske stellt keinen Eigenschutz dar."

Übrigens gibt es bis heute noch keine einzige Abmahnung gegen selbstgenähte Masken!

 

Wer noch weitere Tipps zum Nähen von Stoffmasken hat, darf sich gerne bei uns melden, wir ergänzen diesen Artikel gerne!

Liebe Grüße und bleibt gesund!